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Rede anlässlich der ersten Fraktionssitzung

5. Januar 2021

Geschätzte Fraktionskolleginnen, geschätzte Fraktionskollegen

Zuerst gratuliere ich allen die seit dem 1. Januar ein neues Amt inne haben, und Euch allen wünsche ich nur das Beste fürs neu begonnene Jahr. In der Präambel der Bundesverfassung der Schweiz heisst der letzte Satzteil: «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl des Schwachen.»

Mit diesen Worten werde ich heute mein Votum zur COVID-19 Diskussion eröffnen. Erlaubt mir aber auch heute zur ersten Fraktionssitzung einige persönliche Wort zur zukünftigen Zusammenarbeit in der Fraktion und der Partei an Euch zu richten.

Im Moment steht unsere Gesellschaft vor grossen Herausforderungen und die meisten von uns befinden sich in irgend einer Krisensituation, sei es im Umfeld des Jobs, der Familie oder sonst im persönlichen Umfeld. Wir sind täglich mit lauter Dilemmas konfrontiert und jede Notsituation, die wir hören und sehen, versuchen wir zu verstehen und Handlungen abzuleiten und nach Lösungen zu suchen. Die Wirtschaft wie auch unser Gesundheitswesen stehen vor grossen Herausforderungen, die nur gemeinsam gemeistert werden können. Ein gegenseitiges Ausspielen oder eine einseitige Gewichtung wäre für unsere Zukunft fatal.

Was wir alle nicht für möglich hielten, ist innert wenigen Wochen und Monaten eingetreten.

  • Teile unserer Wirtschaft mussten teilweise ohne grosse Vorwarnzeit ihre Tätigkeiten einstellen und standen damit vor noch nie dagewesenen Herausforderungen.
  • Bis vor Kurzem haben wir unsere sehr gute Gesundheitsversorgung als selbstverständlich hingenommen und auch die Tatsachen, dass Menschen mit Beschwerden, Krankheitseinschränkungen und zunehmend hohem Alter ein gutes und sicheres Leben führen können. Und nun wackelt auch diese Säule.
  • Wir Menschen sind grundsätzlich gefordert, uns zu überlegen, was ist verzichtbar und werden uns auch wieder mehr Gedanken zu ethischen Fragestellungen machen müssen. Sei es innerhalb der Säule „Wirtschaft“ oder zur Säule „Gesundheitsversorgung“.

Und gerade bei diesen ethischen Fragen sind wir als CVP oder eventuell neu als „Die Mitte“ in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten sehr gefordert. Denn von uns wird erwartet, dass wir nach den christlichen Werten gerade diesen Satz der Bundesverfassungsprämabel hochhalten: „Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl des Schwachen“. Dieser Satz sagt in wenigen Worten, was Sache ist. Darum soll für mich dieser Satz in dieser Legislatur mein Leitspruch sein.

Gemeinsam müssen wir CVP-Politikerinnen und CVP Politiker den Mut haben, uns diesen Dilemmas zu stellen, zu hören und einander gegenüber zu stellen.

Egoismus und Gewinnmaximierung dürfen dabei keinen Platz haben. Wir müssen die Werte einer sozial verträglichen Marktwirtschaft wieder mehr aufleben lassen und müssen auch bereit sein wieder mehr verzichten zu können. Der Mitmensch unser Gegenüber muss uns etwas wert sein und den christlichen Wert der Nächstenliebe müssen wir pflegen und hochhalten.

Wir sind gefordert, uns, für die Wirtschaft, die Bildung, die Kultur und vor allem auch für die Gesundheitsversorgung einzusetzen.
Für das sind wir gewählt und stehen ab heute Nachmittag in der Pflicht uns dafür gemeinsam ein zu setzen. Vertrauen und Respekt vor einander sind dabei sehr wichtig. Eigeninteressen dürfen, wenn es auch manchmal schwierig ist nicht im Vordergrund stehen. Eine Sache nochmals überdenken und abzuwägen sind angesagt.

Wir werden auch in dieser Legislatur immer wieder die entscheidende Partei sein, welche über alle hinweg fähig ist, Brücken zu bauen und Lösungen zu finden und diese auch umzusetzen. Dabei braucht es aber Jede und Jeden von uns, mit all seinen Stärken und Schwächen. Nur so können wir gemeinsam etwas für unseren Kanton und den darin beheimateten Menschen erreichen.

Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir eine hervorragende zusammen gesetzte Fraktion haben, wo Offenheit, Ehrlichkeit, Transparenz und Zusammengehörigkeit grosse Werte darstellen und diese auch von uns allen gelebt werden. Für mich als Fraktionspräsident ist dies entscheidend und sehr wichtig, dass wir immer offen miteinander umgehen. Wir müssen nicht immer der gleichen Meinung sein. Wir müssen aber fähig sein immer wieder einander zu zuhören und im Gespräch nach gemeinsamen Lösungen zu suchen. Dabei müssen wir auch bereit sein zu Gunsten der Allgemeinheit eine vorgefasste Meinung zu überdenken und eventuell zu revidieren.

Ich bin überzeugt, dass dies uns allen gelingen wird und wir in der Zukunft gemeinsam viel für die CVP oder „Die Mitte“ und somit für unsere Bürger erreichen können.

Wenn ich nun einen Ausblick in die Zukunft wage, bin ich überzeugt, dass wir vor sehr grossen Herausforderungen stehen. Dies nicht nur wegen der Corona-Situation mit angeschlagener Wirtschaft und überlastetem Gesundheitswesen. Auch die Situation auf der ganzen Welt bereitet mir Sorgen So haben wir viele Konfliktherde welchen durch einen kleinen Funken in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten eskalieren können, wenn der Egoismus und die Selbstherrlichkeit von einzelnen Menschen überwiegen. Hoffen wir, dass wir auch diese Herausforderungen gemeinsam angehen uns austauschen und nach bedachten und langfristigen Lösungen suchen.

Wenn ich den Ausblick für unsere Partei für die nächsten Wochen mache, so kann es durchaus sein, dass wir heute zum letzten Mal als CVP-Fraktion zusammen sind. Am 19. Januar werden wir auch im Kanton Aargau eine geschichtsträchtige Delegiertenversammlung haben. Mit dem angestrebten Namenswechsel, den neuen Statuten und der Fusion mit der BDP gehen wir einen Weg, den wir gemeinsam gehen müssen. Wir müssen dabei alle die demokratischen Werte hochhalten. Ganz gleich wie es heraus kommt. Für mich persönlich ist es der richtige Weg den wir beschreiten, den wir als Menschen, Politikerinnen und Politiker sind auch nach einem allfälligen Namenswechsel die gleichen Menschen, mit den gleichen Werten.

Für mich bedeutet dieser Namenswechsel eine Art Renaissance unserer Partei. Denn seit 1363 bedeutete Renaissance die „Wiedergeburt des Christen durch die Taufe“ und später eine allgemeine „Wiederbelebung der Literatur, der Wissenschaften“ um 1700 bedeutet hatte– in Analogie zum italienischen Sprachgebrauch auf die engere kulturgeschichtliche Epoche bezogen. Diesen Begriff entlehnte man um 1840 im deutschsprachigen Schrifttum, um auch hier die Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit zu benennen. Der Begriff wurde in dieser Bedeutung maßgeblich vom Basler Historiker Jacob Burckhardt mit seinem Werk Die Kultur der Renaissance in Italien (1860) geprägt.
Allgemein spricht man auch in anderen Zusammenhängen von einer Renaissance, wenn alte Werte oder Ideen wieder zum Durchbruch gelangen. So bezeichnet man es oft als Renaissance, wenn regionale Kulturen im 19. und 20. Jahrhundert sich verstärkt für ihre Eigenarten (und Sprachen) interessiert haben, wie in der irischen Renaissance. Im Englischen bezeichnet man ferner als renaissance man einen Menschen mit besonders vielen und verschiedenen Fähigkeiten.
Dies sind wir alle. Und so hoffe ich dass wir alle gemeinsam diesen Weg am 19. Januar gehen und somit in ein neues Zeitalter aufbrechen und die alten Werte und Ideen wieder zum Durchbruch gelangen. Die Worte Freiheit, Solidarität und Verantwortung sollen uns zusammen mit den christlichen Werten dabei begleiten und lenken.

Lassen wir uns auch den entsprechenden Freiraum bei unseren eignen Interessenvertretungen und Auffassungen. Ich meine damit, dass Jede und Jeder von uns einen Rucksack mitbringt, den er auch immer wieder auspacken darf und muss. So zum Bsp. Andreas Meier als Vicepräsident des Aargauischen Gewerbeverbandes, Maya Bally als Vertreterin von AVUSA, Andre Rotzetter als Vertreter der CSV, Edith Saner als Vertreterin der VAKA, Franziska Stenico, Hansruedi Hottiger und Roland Kuster als Vertreter der Gemeinden, Ralf Bucher und unsere beiden Michaels Notter und Wetzel als Vertreter der Bauern und Weinbauern. René Huber als Vertreter des Gesundheitswesens, Karin Koch Wick und Harry Lütolf als Vertreterin und Vertreter der Judikative, Jürg Baur als Vertreter der Lehrpersonen. Rita Brem als Fachfrau für Trauerbegleitung und der Kirche, Werner Müller von der Strom- und Elektrizitätsbrache und Susanne Voser als ehemaliges Exekutivmitglied. Bitte packt immer wieder Euren Rucksack aus und bringt Euch ein, nur so können wir ein gemeinsames Wir bilden.

Zusammen mit der Regierung und über die Parteigrenzen hinaus werden wir gefordert sein, die Entwicklung der kommenden Wochen gut zu beobachten, im offenen Austausch zu bleiben und wenn nötig Änderungen anzubringen und neue Entscheidungen mitzutragen. Der Wirtschaft, der Kultur, der Bildung, und unserem Gesundheitswesen zuliebe.

Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in dieser Legislatur mit Euch allen und danke Euch allen von Herzen, dass Ihr bereit seit in der Lokomotive der CVP Aargau oder dann nach dem 19. Januar eventuell auch in der Lokomotive der „Die Mitte Aargau“ ein zu feuern, damit diese die Fahrt in die Zukunft gemeinsam aufnimmt.

Bleiben wir auch in Zukunft immer wieder Demütig, haben Gott vor Augen und denken an die Präambel in der Bundesverfassung: «Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl des Schwachen.»

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Alfons Paul Kaufmann, Fraktionspräsident

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