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Neuausrichtung der aargauischen Notariatsprüfung und Prüfung der Attraktivität des Berufsstandes der Notare

5. März 2019

Motion vom  5. März 2019; Marianne Binder CVP (Sprecherin) Baden, Edith Saner, CVP, Birmenstorf betreffend Neuausrichtung der aargauischen Notariatsprüfung und Prüfung der Attraktivität des Berufsstandes der Notare

Text:
Der Regierungsrat wird in Anlehnung an die Interpellation 18.170 von Edith Saner, CVP und Marianne Binder, CVP und deren Beantwortung beauftragt, die aargauische Notariatsprüfung in Bezug auf die Prüfungsvorbereitung, deren Inhalte und Ablauf sowie der Zusammensetzung der Prüfungskommission aufgrund der Erfahrungen im Kanton Bern und unter Einbezug der Vereinigung aargauischer Notariatskandidaten (VANK) und des Vorstandes der Aargauischen Notariatsgesellschaft zeitgemäss und zukunftsgerichtet anzupassen. Im Weiteren wird der Regierungsrat beauftragt, die schwierige Personalbesetzung der Grundbuchämter zu analysieren und die Attraktivität des Berufsstandes der Notare zu erhöhen, um sicherzustellen, dass genügend junge Notare ausgebildet werden.

Begründung:
Die Altersstruktur der Urkundspersonen bereitet auch der Regierung Sorgen. Von den 128 per Ende 2017 im Register eingetragenen Urkundspersonen waren deren 36 unter 50 Jahre alt. Gleichzeitig haben in den letzten 10 Jahren pro Jahr 2-4 Personen die Notariatsprüfung bestanden, und dies oft erst im zweiten Anlauf. Das ergibt eine Erfolgsquote ohne Wiederholungen von 21%. Der Kanton Bern, der das gleiche Notariatssystem kennt wie der Kanton Aargau, weist eine Erfolgsquote von 80% auf. Diese augenfällige Diskrepanz bedarf aus unserer Sicht einer vertieften Analyse.

Rückmeldungen von „frischgebackenen“ wie auch erfahrenen Notarinnen und Notaren zeigen auf, dass im Kanton Aargau sehr wohl Verbesserungen erzielt werden könnten. Zusammenfassend kann derzeit von mangelnder Professionalität sowohl bei der Prüfungsvorbereitung und insbesondere bei der Prüfungsdurchführung gesprochen werden. Erwähnt werden etwa fehlerhafte Prüfungsaufgaben, unsorgfältig redigierte Prüfungssachverhalte, Fehlplanungen bei Prüfungsdaten und –abläufen, unrealistische Aufgabenstellungen, mangelnde Wiederspiegelung der Praxis in den Prüfungsinhalten, Prüfungsexperten mit wenig bis keinem pädagogischem Wissen etc. Die Vereinigung aargauischer Notariatskandidaten (VANK) weist auch schon seit längerer Zeit auf Punkte hin, die anzugehen seien. Der Vorstand der aargauischen Notariatsgesellschaft ist ebenfalls daran interessiert, dass der Beruf an Attraktivität gewinnt.

Mündliche wie auch schriftliche Rückmeldungen von Betroffenen zeigen auf, dass die Prüfungsvorbereitung (inkl. Praktikumslänge und z.B. Module zur Prüfungsvorbereitung an der Universität in Bern, Blockkurse der Notarinnen und Notare) wie auch der Prüfungsablauf und die Prüfungskommission professionalisiert werden müssen.

Diese vielen Gründe veranlassen die Motionärinnen den Regierungsrat zu beauftragen, die Notariatsprüfung als Ganzes (Praktikum, Möglichkeiten der Wissensaneignung, Prüfungsinhalte und –durchführung etc.) zu überprüfen und neu auszurichten. Als Vergleich soll die Handhabung im Kanton Bern dienen, wo unter der Leitung von Prof. Dr. Stephan Wolf (Universität Bern) und von Prof. Dr. Roland Pfäffli (Prüfungskommission) eine anspruchsvolle, aber faire Ausbildung geboten wird, und entsprechend  zu erfolgreichen Prüfungsresultaten führt. Diese Experten könnten beratend zugezogen werden.

Im  Kanton Bern  sind im Übrigen nicht nur 5 Personen in der Prüfungskommission sondern 20 Expertinnen und Experten mit verschiedenstem Wissen und breiter Erfahrung, inkl. dem Wissen, wie Prüflinge zu fördern und zu begleiten sind, und das stets unter Anwendung des Vier-Augen-Prinzips. Im Kanton Aargau scheint es hingegen jeweils eine Tour de Force zu sein, vakante Positionen in der Prüfungskommission zu ersetzen bzw. in der Kommission die nötigen Arbeiten professionell zu planen und zu erledigen.

Im Weiteren ist sich der Regierungsrat bewusst, dass die Grundbuchämter schwierig zu besetzen sind. Es gibt Stimmen, die behaupten, die Grundbuchführung im Kanton Aargau sei zu wissenschaftlich, die Kognition werde zu weit ausgelegt und die Tätigkeit auf einem Grundbuchamt sei in der Zwischenzeit eine Funktion, die an Attraktivität verloren habe. Die Motionärinnen möchten, dass der Regierungsrat nach Lösungen sucht, wie die Attraktivität dieses Berufsfelds gesteigert werden könnte.

Die Motionärinnen sind überzeugt, dass mit der Überarbeitung und Neuausrichtung der Prüfungsvorbereitung und der Notariatsprüfung an sich, sowie der Analyse, weshalb Notarinnen und Notare nicht auf Grundbuchämtern arbeiten wollen, dem Berufsstand der Notare trotz demographischer Entwicklung eine Zukunft gewährleistet werden kann. Ein Beruf, den es heute wie auch morgen braucht und es verdient, dass man sich dafür einsetzt.

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