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Edith Saner – Nationalfeiertag Alterszentrum am Buechberg, Fislisbach

1. August 2023

Vielen Dank für die Einladung zur Nationalfeier hier bei Ihnen im Alterszentrum. Sehr gerne richte ich im Namen des Verwaltungsrates ein paar Worte an Sie. Ich hoffe, dass Sie das Essen genossen haben, sowie die Unterhaltung durch den Jodlerklub Heimelig aus Villmergen.

Ich danke unserem Geschäftsleiter Thomas Rohrer und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Organisation dieser Feier und den grossen Einsatz.
Ebenfalls bedanke ich mich für die musikalische Umrahmung durch den Jodlerklub. Musik und Gesang, die zu unserer Schweizertradition gehören.

Vor genau 100 Jahren gab es zum ersten Mal ein 1. August Abzeichen. Ein gewobenes Band mit einem Kirchturm, umrahmt von Fahnen. Der Erlös erhielt der Zentralverein des Blindenwesens. Pro Patria hatte schon damals die Verantwortung für dieses Abzeichen. Diese Stiftung gibt es aufgrund einer Initiative des St. Galler Kaufmanns Albert Schuster junior. Er gründete den Verein «Schweizerisches Bundesfeierkomitee». Aus diesem Verein ging später die Stiftung Pro Patria hervor. Sie unterstützt Menschen und Organisationen in der Schweiz, die in sozialer oder finanzieller Not sind. Dies kann auch kurzfristige Hilfe sein bei einer Naturkatastrophe.
Die Stiftung lebt von Spenden, aber auch vom Erlös der 1. August-Abzeichen. Früher wurden noch Karten verkauft, – und viele von Ihnen erinnern sich bestimmt an die Briefmarke der Pro Patria.

Pro Patria setzt sich für die vielfältige und lebendige Kultur der Schweiz ein. Die Vielfalt der Schweiz mit den verschiedenen Sprachen, den unterschiedlichen Landschaften, den spannenden Traditionen, dem grossen Reichtum an Bauten wie Burgen, Schlösser und Kirchen. Diese Vielfalt soll möglichst vielen Menschen eine Heimat geben. Das ist ein Grundsatz von Pro Patria.

In diesem Jahr zeigt das 1. August Abzeichen die «Velonummer». Diese ist zwar keine Schweizer Erfindung, gehört aber in der Zwischenzeit zum Kulturgut der Schweiz, da rund 120 Jahre unsere Velos diese Nummern tragen mussten, – als Blechnummer und später als Vignette.

Das Abzeichen als Velonummer in diesem Jahr weckt bestimmt bei vielen Menschen Erinnerungen wie z.B. das jährliche Anschrauben der roten Nummer, später dann das Abkratzen der Vignette. Bei uns zu Hause war das Männersache, die Nummern neu zu montieren.
Das Abzeichen in diesem Jahr steht für Zugehörigkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität. Werte, die für unsere Heimat immer wichtig waren und weiterhin wichtig sein werden.

Zum Thema Hilfsbereitschaft erzähle ich Ihnen gerne eine Fabel vom Pferd und dem Esel:
«Ein Pferd trabt, nur den eigenen Sattel tragend, aber ohne zusätzliche Last, neben dem mit schweren Körben und Säcken beladenen Esel. Der Esel leidet unter dem schweren Gewicht und bittet das Pferd immer wieder, ihm einen Teil abzunehmen. Zu zweit wäre es für beide machbar gewesen, die schwer beladenen Körbe und Säcke zu tragen. Das Pferd weigert sich und trabt locker neben dem Esel her. Dieser hat immer mehr Mühe und bricht plötzlich zusammen. Er ist mit seinen Kräften am Ende. Nun wird dem Pferd all das, was der Esel zu tragen hatte, aufgebunden. Zusätzlich hat er noch den eigenen schweren Sattel zu tragen.«

Diese Fabel zeigt auf, jede und jeder ist ab und zu auf Unterstützung und Hilfe angewiesen. Zu meinen, dass man anderen nicht helfen muss, kann sich wie in dieser Fabel zum Schlechten wenden.
Zugehörigkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität – das sind die Werte, die uns in diesem Jahr das 1. August-Abzeichen vermitteln will. Werte, die unsere Schweiz seit Jahrzehnten prägen. Werte, die uns aktuell, wo viele andere Menschen in Krisen sind, fordern, – ich denke an den Ukrainekrieg mit den weltweiten Auswirkungen und denke vor allem auch an Menschen, die auf der Flucht sind. Unser Land, unsere Heimat ist nicht eine Insel. Die Schweiz sollte in der Vernetzung mit anderen Solidarität und Hilfsbereitschaft leben. Das heisst, wenn nötig auch mal eine Last abnehmen.
Ein Spruch aus unbekannter Quelle lautet:
«Nicht Milch und Quark. Solidarität macht uns stark.»

Liebe Bewohnerinnen und Bewohner, ich bin sicher, dass Ihre Generation wusste und immer noch weiss, wie wichtig das gegenseitige Helfen und die Solidarität sind. Sie haben nicht nur Wohlstand erlebt. Sie wussten aufgrund von Krisen und vielen Entbehrungen, wie wichtig das Miteinander ist, und wie wertvoll es ist, aufgrund der gegenseitigen Hilfsbereitschaft das Gefühl von Zugehörigkeit zu haben.
Auch wenn heute vieles anders ist, das Velo z.B. keine Nummer mehr braucht, der Rücktritt schon lange Vergangenheit ist, moderne Taschen den Gepäckträger ersetzen, – was bleibt, ist die gegenseitige Hilfsbereitschaft, die Solidarität und das Wissen, dass man ein soziales Netzwerk braucht. Dies alles kann nirgends gekauft werden. An diesen Grundsätzen müssen wir alle arbeiten, Tag für Tag. Grundsätze, die uns und unsere Heimat lebenswert, einzigartig und stark machen.

Im Namen des Verwaltungsrates danke ich Ihnen, was Sie in vielen Jahren für unser Zusammenleben in der Schweiz geleistet haben. Mir bleibt zu hoffen, dass die Generationen nach Ihnen diese Werte zu schätzen weiss und das, was Sie aufgebaut haben, weiterleben, pflegen und umsetzen. Sodass wir auch in Zukunft weiterhin auf unsere vielfältige Schweiz stolz sein können.

Ich wünsche Ihnen eine wunderbare 1. August-Feier und später eine gute und erholsame Nachtruhe und schöne Sommertage.

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