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Monika Baumgartner: 1. August-Rede in Mellstorf

1. August 2025

Es ist mir eine grosse Ehre, heute an unserem Bundesfeiertag hier bei Ihnen in Mellstorf zu sein und ein paar Wort an Sie zu richten. Hier in Mellstorf sind wir an einem Ort, wo mit viel Herzblut die eigenen Traditionen gepflegt und der 1. August nicht nur gefeiert, sondern gelebt wird. Gerade am Bundesfeiertag ist es besonders schön, zusammen zu sein – gemeinsam zu singen, zu feiern, zu erinnern und nach vorne zu schauen. Aber bevor wir nach vorne schauen, lassen Sie mich kurz zurückblicken.
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Ein Sommer der Begeisterung – die Frauen-Fussball-EM in der Schweiz
Neben dem Eidgenössische Turnfest in Lausanne hat ein Ereignis den Sommer in der Schweiz besonders geprägt: die Fussball-Europameisterschaft der Frauen. Was für ein Fest! Was für eine Stimmung! Haben Sie sich auch anstecken lassen? Gefühlt die ganze Schweiz war im Fussballfieber – und ja, wir haben lautstark mitgesungen. Nicht nur die Frauen, nicht nur die jungen Fans, sondern auch gestandene Männer, Seniorinnen und Senioren haben mit voller Stimme und Stolz die Nationalhymne mitgesungen. Momente, die unter die Haut gehen und Hühnerhaut erzeugen – auch wenn in vier Landessprachen gesungen wurde, war es doch eine Melodie, ein Gefühl, eine Schweiz.

Die Spielerinnen haben uns mit ihrer Leidenschaft, ihrem Einsatz und ihrem Team-geist begeistert. Sie haben nicht nur gekämpft – sie haben uns alle mitgerissen. Und das OK dieser EM? Hervorragend! Sie haben es geschafft, eine richtige Welle der Euphorie auszulösen.

Und dann die Geste der spanischen Spielerinnen: Sie haben das Spiel gewonnen und stehen Spalier, als unsere Schweizerinnen das Spielfeld verlassen. Ein Zeichen des Respekts, der Anerkennung – und der Freundschaft. Das hat mich tief beeindruckt.
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Was Sport bewirken kann – ein Vorbild für uns alle

Liebe Anwesende,
Was der Sport bewirken kann, muss ein Vorbild für uns alle sein. Er hat uns gezeigt, was möglich ist, wenn Menschen gemeinsam für ein Ziel kämpfen. Er kann Euphorie auslösen, Menschen verbinden, Gräben überwinden – nicht trotz, sondern gerade wegen unserer Unterschiede. Er zeigt, wie Vielfalt zur Stärke wird – wenn man aufeinander hört, sich gegenseitig stützt und gemeinsam nach vorne blickt.

Aber damit das funktioniert, braucht es mehr als Talent. Es braucht Training, Geduld, Mut, Teamgeist – und ein tiefes Verantwortungsgefühl. Und haben sie gesehen, wie diese Frauen gekämpft haben, wie sie immer wieder aufgestanden und weiter gerannt sind? Keine Allüren, keine Schwalben, kaum Unsportlichkeiten. Und jede Familie konnte die Spiele besuchen ohne ein mulmiges Gefühl wegen der Sicherheit. Sie spüren, diese Frauen haben mich tief beeindruckt. Aber ohne Ehrenamtliche, ohne Trainerinnen, ohne Menschen, die im Hintergrund wirken, läuft gar nichts. Es ist das Miteinander, das am Ende den Unterschied macht.
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Die Schweiz steht vor grossen Herausforderungen

Und genau dieses Miteinander brauchen wir auch heute mehr denn je – als Land, als Gesellschaft. Denn die Herausforderungen, die im Kanton Aargau vor uns stehen sind gross.

  • Die Klimaveränderung fordert uns zum Umdenken.
  • Die Alterung unserer Bevölkerung stellt unser Gesundheits- und Sozialsystem auf die Probe.
  • Das Bildungssystem und die Erziehung haben sich verändert
  • Der Wohnraum wird knapper, der Verkehr dichter.
  • Der gesellschaftliche Zusammenhalt wird auf die Probe gestellt durch Polarisierung und respektlosen Umgang und schwindendem Interesse an unserer Demokratie

Die Lösung von diesen Herausforderungen ist nicht einfach. Ich bin aber überzeugt, dass wir das schaffen können– wenn wir zusammenstehen. Wenn wir nicht nur auf „den Staat“ zeigen, sondern selbst Verantwortung übernehmen. Wenn wir nicht sagen: „Das sollen die Politikerinnen und Politiker machen“, sondern wenn wir selbst hinschauen, mitmachen, einen Betrag leisten und wieder selber Verantwortung für unser Handeln übernehmen. Die Aufgabe des Staates ist die Einheit und der Zusammenhalt. Und nur das hilft, die bevorstehenden Herausforderungen zu bewältigen.

Es gibt aber noch eine andere Entwicklung, die mich beschäftigt. Die Demokratie lebt davon, dass wir unsere Meinung sagen dürfen. Aber sie lebt auch davon, wie wir das tun. Kritik ist erlaubt – ja, sie ist sogar notwendig. Aber ohne Respekt? Ohne Anstand? Ich frage Sie ganz offen: Finden Sie es richtig, wenn eine alt Bundesrätin öffentlich als „Huhn“ bezeichnet wird?

Für mich hat das nichts mehr mit Meinung zu tun – das ist verletzend, abwertend und respektlos. Wir können und müssen in der Schweiz und im Aargau wieder anders miteinander umgehen. Mit Wertschätzung – auch wenn wir nicht derselben Meinung sind.
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Mellstorf – Teil von Zurzach, aber mit eigenem Herzschlag

Liebe Mellstorferinnen und Mellstorfer, liebe Gäste
Auch wenn Sie heute zur Gemeinde Zurzach gehören – Sie haben Ihre Identität nicht verloren. Sie pflegen die Traditionen, die Feste, das Vereinsleben – und das ist unbezahlbar, darauf können sie stolz sein. Ich bin überzeugt, dass der Zusammenschluss mit Zurzach ein richtiger Entscheid war, keine Frage. Aber: Er entbindet sie alle nicht vom Engagement hier, vor Ort, im Dorf. Weil ein starker Kanton, eine starke Schweiz – die fängt hier an: in der Gemeinde, im Quartier, im Verein.
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Zum Schluss – mit Dank und Zuversicht

Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren Einsatz. Für Ihr Mitdenken, Ihr Mitreden, Ihr Mitmachen. Für Ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und für ihr Handeln für das grosse Ganze. Wenn wir das bewahren – das Miteinander, den Respekt, die Begeisterung – dann können wir auch die kommenden Herausforderungen bewältigen. Dann werden wir auch in Zukunft mit Stolz unsere Nationalhymne singen – in vier Sprachen, aber mit einer Stimme. Für eine starke, freie, vielfältige Schweiz.

Ich wünsche Ihnen allen einen fröhlichen 1. August. Und ich freu mich, mit ihnen zusammen die Nationalhymne zu singen. Für die Schweiz, und ganz besonders für uns! Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Rednerin

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