Rahmenbedingungen bei der Einführung von Förderklassen
30. April 2025
Interpellation Jürg Baur, Mitte, Brugg (Sprecher), Carole Binder-Meury, SP, Magden, Alain Burger, SP, Wettin-gen, Ruth Müri, Grüne, Baden, Daniel Hölzle, Grüne, Zofingen, Edith Saner, Mitte, Birmenstorf, Markus Lang, GLP, Brugg, Annetta Schuppisser, GLP, Bremgarten, vom 29. April 2025 betreffend Rahmenbedingungen bei der Einführung von Förderklassen
Text und Begründung:
Ein medial angekündigter und heute, 29.4.2025, eingereichter Vorstoss verlangt die flächendeckende Einführung von Förderklassen, um die Sonderschulen und die Regelschulen zu entlasten. Dazu ist in der Presse zu lesen, dass kein Pilotversuch nötig wäre, da die wichtigsten Erkenntnisse bereits vorliegen. Aus Sicht der Interpellantinnen und Interpellanten stellen sich grundlegende finanzielle, personelle und strukturelle Fragen, um deren Beantwortung wir den Regierungsrat bitten:
- Welche Ziele mit welchem Mehrwert sollen die flächendeckende Einführung von Förderklassen an der Volksschule Aargau erfüllen?
- Mit wie vielen zusätzlichen Klassen muss bei der flächendeckenden Einführung von Förderklassen grob geschätzt ausgegangen werden?
- Die Bezeichnung «Förderklasse» wird in der Bildungslandschaft unterschiedlich verwendet.
- Was genau versteht der Regierungsrat unter Förderklassen? Wie ist die Abgrenzung anderen speziell geführten Klassen (Sonderschule, Kleinkasse, etc.)
- Welche Schülerinnen und Schüler mit welchen Fähigkeiten / Defiziten sollen in den Förderklassen beschult werden? Wer definiert die möglichen unterschiedlichen Ausrichtungen der Förderklassen (leistungsschwache Kinder, förderbedürftige leistungsstarke Kinder, Kinder mit Sprachschwierigkeiten, verhaltensauffällige Kinder, etc.)?
- Sonder- oder Spezialklassen werden in der Regel als kleine Klassen mit tiefem Betreuungsschlüssel geführt.
- Von welcher Klassengrösse wird bei einer Förderklasse ausgegangen?
- Welchen Betreuungsschlüssel soll für eine Förderklasse angewendet werden?
- Mit einer flächendeckenden Einführung von Förderklassen wird mehr Schulraum benötigt.
- Wie viel neuer Schulraum ist dafür notwendig?
- Wie und wo soll dieser zusätzliche Schulraum geschaffen werden?
- Werden Förderklassen nur an grösseren Schulstandorten angeboten oder sollen regionale Angebote organisiert werden?
- Wie wird der Schulwegtransport organisiert?
- Wann würde jeweils der Übertritt in eine Förderklasse vorgenommen (zu Beginn eines neuen Schuljahres oder auch unter dem Jahr)?
- Angenommen, die Regelklasse hätte durch den Weggang der Kinder, die in eine Förderklasse kämen, eine bedeutende Reduktion der Anzahl Kinder. Wie würden die Auswirkungen auf diesen Unterricht aussehen (inkl. Pensen der Lehrpersonen etc.)?
- Welchen Mehrkosten betreffend Bereitstellung von zusätzlichem Schulraum für Förderklassen fallen auf den Kanton; welche auf die Gemeinden?
- Für Sonder- und Förderklassen wird zusätzliches Fachpersonal benötigt
- Wie viel zusätzliches Personal wird gebraucht?
- Welche Ausbildungen braucht das Lehrpersonal für die geforderten Förderklassen?
- Ist genügend Lehrpersonal für diese Klassen vorhanden? Woher wird rekrutiert?
- Welche Kosten entstehen für das zusätzliche Personal für den Kanton, für die Gemeinden?
- Wie und wo werden Schülerinnen und Schülern beschult, wenn keine adäquat ausgebildete Lehrperson für die Förderklassen gefunden werden kann?
- Bei regionalen Förderklassenangeboten braucht es voraussichtlich eine Mittagsbetreuung.
- Wie sollen diese organisiert werden?
- Welche Kosten werden für die SuS von Förderklassen verursacht?
- Wer wird diese zusätzlichen Kosten übernehmen?
- Für die Einteilung in Spezial-, resp. Förderklassen braucht es eine Umverteilung von Schülerinnen und Schülern.
- Welche Instrumente und Kriterien werden geschaffen, um eine richtige Einteilung zu garantieren?
- Wer entscheidet, welche Schülerinnen und Schüler in diese Förderklassen eingeteilt werden? Wird der SPD in den Zuteilungsentscheid involviert?
- Ist die Einteilung zum Rekurs berechtigt?
- Wie wird die Durchlässigkeit zwischen Regel- und Förderklassen organisiert?
- Ein mögliches Pilotprojekt muss begleitet und ausgewertet werden.
- Wer ist für die jährliche Überprüfung verantwortlich und zuständig?
- Wie personalintensiv ist diese Auswertung?
- Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
- Gemäss Vorstoss soll eine kostenneutrale Einführung garantiert werden.
- Wie soll eine kostenneutrale Einführung umgesetzt werden?
- Ist der Vorstoss «flächendeckende Einführung von Förderklassen» mit der Bundesgesetzgebung vereinbar?
- Muss mit mehr Rekursen seitens Erziehungsberechtigten gerechnet werden?
- Welche Auswirkungen hat die flächendeckende Einführung von Förderklassen auf die berufliche Grundbildung (z.B. Berufswahl, Zugang zu Lehrstellen…)?
- Welche Beurteilungsform soll in den Förderklassen angewendet werden?