Reise der Mitte ins Wallis
17. September 2024
Unsere Website ist nicht für deine Browserversion optimiert.
Seite trotzdem ansehen17. September 2024
Die reiselustigen und kulturell interessierten MITTE Mitglieder zeigen auf der Isola Pescatore bei Stresa ihre Freude über schöne geteilte Momente im Wallis und nach einem Abstecher über den Simplon ins Piemont.
In der zweiten Septemberwoche fand die 20. vom Oberentfelder Apotheker Andreas Brunner und seiner Frau Käthi organisierte Kultur- und Entdeckungsreise der noch rüstigen MITTE SeniorenInnen statt. 40 Personen aus allen Regionen des Kantons, darunter zwei ehemalige Grossratspräsidenten und sieben ehemalige GrossräteInnen liessen sich auf der perfekt organisierten fünftägigen Tour vom Genfersee, über Verbier, Leukerbad, Sion, Stresa, Simplon Dorf, Grand Dixence, Hérémence, Moosalp, Binn und Grimsel mit viel Geschichte, bleibenden audiovisuellen Eindrücken und einigen gesellschaftlichen sowie kulinarischen Höhepunkten überraschen.
Reisen organisieren eine Passion
Andreas Brunner und seine Frau Käthi verstehen etwas von der Planung von Gesellschaftsreisen. Ein Hobby das beide seit vielen Jahren erfolgreich pflegen und damit andere Menschen glücklich machen. Zum ersten Mal wurde die Schweiz als Zielland gewählt. Mit dem Twerenbold-Car wurde am frühen Morgen Ouchy am Genfersee angepeilt. Dort wartete das Dampfschiff «Suisse» für eine Erkundungsreise entlang des Schweizer Ufers nach St. Gingolph. Der französische Teil des Grenzdorfes wurde 1944 als Retorsion für Angriffe der Résistance von der SS total zerstört. Unser Land öffnete für die Nachbarn subito die Grenze; das Wallis bewies Herz.
Leider war der Himmel so verhangen, sodass man in Verbier weder den Grand Combin noch die Pistenlandschaft erkennen konnte. Dafür stimmte die Gastfreundschaft in einem ziemlich noblen Lokal. Dann wurde in Leukerbad in einem guten Hotel das Basisquartier für die nächsten Tage bezogen.
Der Chasselas – die weisse Traube des Wallis und der Waadt
Bei den «Celliers de Sion» wurde am zweiten Tag eine sehr lehrreiche Lektion über den Weinbau im Wallis vermittelt. Die Chasselas Traube steht im Wallis nur für die Bezeichnung «Fendant» und fertig. In der Waadt sind die bekannten Sorten Aigle, St. Saphorin, Yvorne, Luins oder Villette auch «nur» Chasselas-Weine. Marketingmässig haben das die Waadtländer früher besser gemacht. Heute kann aber das Wallis dafür mit einer beeindruckenden Vielfalt von gediegenen roten und weissen Weinen auftrumpfen. Der Blick auf die Rebterrassen ob Sion gibt einen Eindruck über den Aufwand für die Pflege und Weinernte; deshalb darf die edle Flasche «Petite Arvine» oder «Syrah» auch einen Franken mehr kosten. Leider konnte die Grillade wegen der Wetterkapriolen nicht in einem Rebhaus mit Blick auf die Kapitale Sion durchgeführt werden. In Granges in der Agglomeration zeigte aber ein Wirt und Koch wie man Gäste empfängt, einen schönen Tisch präpariert und die Erwartungen übertrifft. Ein feines Raclette im «Waldhaus» zum Tagesabschluss gefiel allen.
Von der Rhone einen Sprung nach Süden
Der Simplon wird von vielen als schönsten Alpenpass beschrieben. Die Nationalstrasse erlaubt, wenn keine Baustellen da sind, ein rasches Erreichen der Grenze im engen Tal von Gondo. Ein Sprung nach Domodossola ist für die Oberwalliser einfach eine kleine Abwechslung in ein Sehnsuchtsland. Der sogenannte Simplonadler von Berner und Walliser Soldaten der Grenzbrigade 11, 1944 erstellt, markiert mit scharfem Blick gegen Italien die Passhöhe und die wehrhafte Schweiz.
In Stresa am Langensee herrschten zur allgemeinen Freude wieder sommerliche Temperaturen. Eine schneidige Bootsfahrt um die borromäischen Inseln «Isola Bella» und «Isola Madre» und der Blick auf die fast mediterrane Uferlandschaft waren eine reine Genussfahrt, gefolgt von einem gepflegten Essen mit unvergesslichem Ambiente auf einer Terrasse der «Isola Pescatore».
Ein zweiter Höhepunkt stellte sich in Simplon-Dorf ein, wo der ehemalige Gemeindepräsident Josef Escher und Lehrer Lukas Arnold auch mit nachdenklichen Worten ihre Heimat vorstellten. Eine nachhaltige Begegnung mit patriotischen Persönlichkeiten wie sie oft in Bergen anzutreffen sind. Dass natürlich auch eine grosse Fleischplatte mit lokalem Trockenfleisch und anderen einheimischen Köstlichkeiten zum Halt gehörte, inklusive ein Glas «Johannisberg» oder Sonntagswein ist fixer Bestandteil der Walliser Kultur des gemütlichen Beisammenseins. Einige Sauerteig-Roggenbrote aus der Dorfbäckerei des 350 Seelendorfes mit einer einzigen Geburt in zwei Jahren werden zuhause den erlebten Moment noch etwas verdichten.
Vielleicht kehren einige zur grossen Castagniata am 12. Oktober auf den idyllischen Dorfplatz zurück? Oder vielleicht zum Polenta- oder Risotto-Essen im Frühjahr?
Grande Dixence – Respekt für die Erbauer
Der Grand Dixence Staudamm ist ein Jahrhundertwerk der Elektroindustrie, mitgetragen von der Politik der 50er und 60er Jahre. Von Sitten bis ans Talende ist eine recht lange Reise durch stille Dörfer, die dank der Wasserzinsen prosperieren. Beim «Hotel Ritz» auf Fusse der Staumauer bietet sich ein Besuch des Info-Pavillons mit anschliessender Bahnfahrt hinauf auf den 300m höher liegenden Damm mit Blick auf den fast 5km langen Stausee. Auf die Ingenieure, Mineure und vielen Arbeiter aus dem In- und Ausland können wir noch heute stolz und dankbar sein. Auch die Politik hat weitsichtig geschaltet. Heute gäbe es zu viele Bremser. Dieses Stück Schweiz muss man einfach gesehen haben.
Das Val d’Hérens ist kein Tourismusmagnet wie Crans oder Saas-Fee. Arolla aber ist für den Schneesport und Bergtouren eine top Destination.
Dieses stille Tal wird auch wie einige andere Talschaften von den Wölfen arg geplagt. In dieser Frage sind die allermeisten Walliser unisono für eine starke Reduktion der Population. Warum sollen nicht die Betroffenen über lebensbedrohende Themen ihrer Heimat selber entscheiden können? Warum den Wolf derart propagieren und das Leid der Herdenbesitzer und Tiere übersehen?
St. Nicolas Kirche in Hérémence
Die kleine Schwester der Staumauer ist die Betonkirche St. Nicolas in Hérémence. Dieses Wahrzeichen ist eine Art «Sagrada Familia» des Wallis und natürlich eine imposante weit sichtbare, dominante Hommage aus Beton an die Erbauer der Staumauer. «Während das Tal aus einem fast postpastoralen Leben ausbrach, entschieden sich die Dorfbewohner für die Kühnheit, den Schritt in die Moderne zu wagen.» Diese Worte im Kirchenführer deuten die Dimensionen, den Zauber und das grosse Staunen der Besuchenden an. Das Orgelkonzert für die Aargauer in diesem auch rätselhaften, faszinierendem Raum zwingt einen fast über Gott, die Welt und das Leben zu meditieren. Ein Fussmarsch entlang der Bisse de Vex ergänzte den vollen Tag.
Leukerbad -Moosalp – Binn – Grimselpass – Aargau
Die Heimfahrt mit dem erstklassigen Chauffeur Rolf Brunner über die Moosalp bei Bürchen offenbarte einen Blick au das majestätische Bietschhorn, bereits mit einer weissen Schicht den Herbst verkündend. In Binn, einem Seitental bei Ernen im Goms fand die Reise einen offiziellen Abschluss bei einem jungen einheimischen Koch, der vom Handwerk etwas versteht. Wie es sich gehört wurde zum krönenden Finale die grosse Arbeit der Organisatoren gebührend gewürdigt, natürlich auf Walliser-Ditsch, ergänzt mit zwei Gedichten des Zermatters Hannes Taugwalder, der 50 Jahre in Aarau lebte.
Merci für das bereichernde Beisammensein, die gute Stimmung und die geschenkten bleibenden Erinnerungen. Lebet wohl ihr lieben Leut’!
Léon und Sylvia Borer