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1. Augustrede Marianne Binder in Zufikon

1. August 2024

Unsere Freiheit ist nicht neutral. Wir sind nicht frei, weil wir neutral sind, wir können uns die Neutralität leisten, weil auch andere für unsere Freiheit sorgen.

Irgendwo habe ich kürzlich gelesen, dass es Gemeinden gäbe, die Hemmungen hätten, an ihren 1. Augustfeiern Politiker einzuladen. Die seien einfach im ständigen Wahlkampf. Ich danke Ihnen also für Ihr Wagnis, es mit einer Politikerin trotzdem zu versuchen und deute es so, dass Sie doch ein gewisses Vertrauen haben in Leute wie wir es sind. Erstens, dass wir in der Lage sind, losgelöst vom Parteiprogramm ein paar nachvollziehbare Gedanken zu unserem Land zu formulieren und zweitens, dass wir rechtzeitig merken, wann wir damit auch wieder aufhören sollten.

Manchmal zwingen einen ja auch die Umstände dazu, nicht ewig zu reden. Das letzte Jahr war ich in Reitnau, Bezirk Zofingen, gleich bei der Luzerner Grenze. Ein wunderschönes Dorf, wunderschön gelegen. Mit dem ÖV aber eine Herausforderung. Ich kam von Bern, musste umsteigen auf die erste Bahn, eine zweite, dann den Bus. Und um knapp zehn Uhr ab Reitnau wieder letzten Bus nehmen, der mir ermöglichte, dass ich überhaupt noch irgendwann in Baden wieder ankam. Da sagte jemand zu mir: «Jetzt müend Sie scho weder go, damit Sie no heichömed? Sie wohned also auch rächt im Gjätt, i dem Bade unde.»

Ich danke Ihnen auch, dass ich als Badenerin zu Ihnen nach Zufikon kommen darf. Das ist ein Privileg, welches man hat als Politikerin, unseren Kanton in seinen verschiedensten Winkeln und seiner Vielfalt kennenzulernen. Seit 1803 gehören wir alle zum Kanton Aargau. Es ist der viertgrösste Kanton in der Schweiz, ein Kanton, den man ja immer wieder auch erklären muss. Vor allem solchen, die meinen, unser Kanton hätte die Form einer Autobahn. Sie verpassen etwas. Einen Kanton, der in der Vielfalt seiner Landschaften einmalig ist, ein Kanton mit wunderschönen Altstädten, malerisch gelegenen Dörfern, Flusslandschaften, Hügeln und Wiesen, dem Wasserschloss, den vielen Burgen und Schlössern. Unser Kanton ist ein zentraler Energie-Wirtschafts-Forschungs-und Innovationsstandort. Und auch wichtig: unsere Landwirtschaft. Politisch ist er ein Abbild der Schweiz. Das sieht man bei den Abstimmungen. «Mir händ nid Leue und Bäre, / Nid Stier und Adler im Fäld. / Mir händ drei silberigi Stärne, / Die glitzere use i d Wält!» Mit dieser Strophe der Mundartdichterin Sophie Hämmerli-Marti wird auch die Offenheit unseres Grenz-und Exportkantons beschrieben.
Es ist ja heute im digitalen Raum bequem. Man kann ohne körperliche Anstrengung wunderbare Streifzüge machen, so auf der Website Ihrer Gemeinde, wofür ich Ihnen gerne auch ein Kompliment mache. Da sieht man Mammutwolken über Zufikon, ein wunderschönes Rapsfeld, die Zopfhau-Halbinsel im Winter, den Hardwald im Frühling, die Abendstimmung am Aussichtspunkt Sädel, hat einen Blick vom Panoramaweg, einen auf den Rigi vom Oberdorf aus, man spaziert zur Emauskapelle, an den Flachsee und dann sieht man auch das ganze Dorf eingebettet in die Weite der Landschaft des Freiamtes. Ich bewundere das immer so, diese Weite. Nicht, dass es mir in Baden nicht passt, aber unsere Klus setzt dem Blick halt doch etwas engere Grenzen. Und das kann man verstehen, wie man will. Zumindest platzt unsere Stadt aus allen Nähten. Sie haben auch ein beeindruckendes Vereins-und Kulturleben, gerade auch für Kinder, aber auch einen Seniorenrat, das ist vorausschauend, denn die demografische Entwicklung braucht das Hand in Hand gehen mit alt und jung.

Ein weiteres: die Nationalhymne haben Sie Ihrem Flyer gleich beigelegt. Im vollen Wortlaut in der ursprünglichen Form. Darüber freue ich mich. Aus zwei Gründen:

Erstens: Ich gehöre nicht zu denen, welche den Text modernisieren wollen. Ich finde nicht, dass man alles dem Zeitgeist anpassen muss, wie es die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft, die das Rütli verwaltet, periodisch vorschlägt. Wer sagt denn, dass ein heute geschriebener moderner Text morgen nicht auch gleich wieder veraltet ist. Ich gebe zu, dass Wörter wie „Morgenrot“, „Strahlenmeer“ und „Alpenfirn“ nicht gerade zum Wortschatz der modernen helvetischen Literatur gehören. Aber ein bisschen Pathos und altes Liedgut ist durchaus auszuhalten. Lassen wir doch einen Teil unserer Vergangenheit nach wie vor in unserer Begleitung. Er ist ein wertvoller, verbindender und tragender Teil.
Zweitens: Auch wenn ich die Hymne schon oft gesungen habe, ich kann sie wie unsere Schweizer Nati nicht völlig auswendig.

Liebe Einwohnerinnen und Einwohner von Zufikon, aber im speziellen, liebe kleine und junge Einwohnerinnen und Einwohner von Zufikon, liebe Kinder

Gerne möchte ich euch ansprechen: Ihr solltet nicht übergangen werden, ihr spielt am 1. August eine wichtige Rolle! Für mich war er immer ein genialer Tag. Ich erinnere mich an meinen Sonntagsrock. Dem hat man früher so gesagt. Ich erinnere mich an meine Brüder. Es waren 1. August-Pyromanen von Weltklasse. Ständig knallten sie mit allem herum. Vor allem mit Frauenfürzen. Mittendrin in einer 1. August-Rede gingen dann auch einem meiner Brüder, ein grosser Satz Frauenfürze los. Ein riesiger Krach. Die Rede musste unterbrochen werden für einen Moment. Das war besonders erfreulich für meinen Vater. Es war nämlich der Redner. Ich erinnere mich an meinen dreijährigen Sohn, also unterdessen ist er 37, der nach Lampionumzügen und langem Aufbleiben ins Bett sank und sagte: „Wäre es doch nur immer August!“

Liebe Kinder, Ihr seid die Schweizer Bürgerinnen und Bürger, die in zehn, in zwanzig, in dreissig Jahren die Schweiz gestalten und bestimmen. Deshalb meine Aufforderung: Interessiert euch für die Politik. Interessiert euch dafür, was passiert. In eurem Dorf. In eurem Land. In der ganzen Welt. Jetzt schon! Lest Zeitungen. Schaut Nachrichten. Diskutiert mit euren Eltern. Ihr sagt jetzt vielleicht, Politik sei doch langweilig. Aber ihr steckt selbst mittendrin. Politik findet überall statt. In der Familie. In der Schule. In den Vereinen. Beim Sport. Ihr seid Teil davon. Alle seid ihr junge Politikerinnen und Politiker, welche Interessen vertreten.

Politik bedeutet: Wie gestalten wir unser Zusammenleben? Wie lösen wir Probleme? Wenn ihr mit dem Bruder Krach habt, der Schwester? Dann ist das Politik. Wenn die Schwester den Bruder anschreit, oder umgekehrt, oder sogar anrempelt, dann ist das Politik. Ob es gute Politik ist, ist selbstverständlich eine andere Frage. Denn dann wird vielleicht zurückgerempelt. Oder beide gehen zur Mutter. Die Mutter wiederum, als höhere Instanz, versucht der Sache auf den Grund zu gehen. Sie stellt den Bruder zur Rede. Der sagt, die dumme Kuh hätte sein Handy versteckt. Sie sei schuld. Die Schwester sagt: «Ja, aber nur, weil du mir meine Kopfhörer geklaut hast.» Sagt er: «Stimmt ja gar nicht und was ist mit dem Handykabel? Hast du verloren!» Das geht dann so weiter, hin und her, bis es der Mutter reicht und sie eine politische Massnahme ergreift: beide müssen für zwei Tage das Handy abgeben. Das ist dann in einem gewissen Sinne ein Regierungsentscheid. Man kann solches aber auch vermeiden und die Sache unter Geschwistern bilateral lösen. Die genervte Mutter auslassen. Ein Wort gibt dann das andere. Ein Argument das andere. Voilà, schon mache ich Politik. Stehe ich mitten in der demokratischen Auseinandersetzung, im demokratischen Prozess, in der sehr und im wörtlichen Sinne „direkten Demokratie“. Und dann findet man eine Lösung im gemeinsamen Interesse. Und wenn es nur darum geht, das Handy wieder zu bekommen.

Junge Menschen, ihr habt eine Zukunft in Lebensjahren vor euch, die es noch nie in der Menschheitsgeschichte so gegeben hat. Man stelle sich das einmal vor: jeder Mensch, der im Jahre 2024 geboren wird, hat eine Chance hundert Jahre alt zu werden. Vor allem, wenn er ein Mädchen ist. Wieso wir Frauen länger leben, ist noch nicht abschliessend erforscht, aber ich würde es einmal rein wissenschaftlich gefolgert, so zusammenfassen: irgendwie macht es offenbar Sinn…

Liebe junge Menschen, ihr werdet profitieren von immer besseren Entwicklungen in allen Bereichen. Wenn man nur schon an die Digitalisierung denkt. Heute läuft jeder mit einem Computer in der Hand umher, der Daten fassen kann, die früher Speicher brauchten in der Grösse eines Hauses. Wer hätte sich diese Vernetztheit vorstellen können. Diese Entwicklung in der Telekommunikation. 1931 schrieb Erich Kästner den Roman, „Der 35. Mai“. Dort beschrieb er, dass die Menschen einmal so weit sein werden, dass sie „mittels eines Telefons auf jedem Punkt der Erde immer erreichbar sind“. Er zeigt es an einem Mann, der ein Telefon aus der Tasche zog, eine Nummer hineinsprach und dann zu seiner Frau sagte: „Gertrude, mir ist eben eingefallen, dass ich noch schnell ins Büro muss. Warte noch eine halbe Stunde, bis du mir das Mittagessen servierst.“ Kästner war ein Visionär, getäuscht hat er sich lediglich im Rollenbild zwischen Frau und Mann. Man stelle sich einmal vor, dass sich heute ein Mann an den Tisch setzt und zu seiner Frau sagt: «Trudi, servier mers ässe.» Sie würde sagen: «Also..» Wir führen das jetzt nicht weiter aus.

Also, liebe junge Menschen, liebe Kinder, vertretet eure Interessen. Wer nicht mitmacht, mit dem wird gemacht. Interessen vertritt man kaum so lebhaft und so sensationell einmalig wie in einer direkten Demokratie. Die direkte Demokratie ist anstrengend. Aber man soll bitte aufhören, von Überforderung zu sprechen bei Abstimmungen und Wahlen. Von der Demokratie überfordert zu sein, ist das Argument der Bequemen, der Staatshörigen. Es führt in der Geschichte oft in die Diktatur. Und eine Diktatur beginnt immer dort, wo die Geschichte und die Fakten verdreht werden und die Propaganda herrscht. Diktatur entsteht, wenn Denkfaule den Propagandisten den Staat überlassen. Und wenn man sich manchmal fragt, wie das geschehen konnte, dass das deutsche Volk vor dem Krieg in aller Freiheit die Freiheit abwählte, dann liegt der Grund unter anderem darin, dass der Erhalt von Demokratie und Freiheit eben Anstrengung bedeutet, nichts, dass einem in den Schoss fällt. Diese Werte müssen immer wieder von neuem errungen werden. Gerade, wenn man frei ist.

Ich komme zum letzten Teil meiner Rede. Von unserem Staatswesen hin zu einer Einordnung der Schweiz in Europa und zu einer Einordnung der Neutralität. Freiheit ist nie neutral. Wir sind nicht frei, weil wir neutral sind, wir können uns die Neutralität leisten, weil auch andere für unsere Freiheit sorgen, die wiederum die Neutralität garantiert.

Meine Eltern erlebten als Kinder den Zweiten Weltkrieg. Eine Zeit, beherrscht von der Bedrohung, die deutsche Wehrmacht, würde auch bei uns einmarschieren. Eine Zeit, in welcher die Schweiz umringt war von Ländern, die Hitlerdeutschland bereits unterworfen waren oder verbündet wie das faschistisch regierte Italien. Eine Zeit, in der das Essen rationiert wurde, die Frauen Familie und Betriebe managten und die Männer Aktivdienst leisteten. Unser Land blieb glücklicherweise von der bevorstehenden Besatzung verschont, weil die alliierten Streitkräfte 1945 Europa befreiten. Zu ihnen gehörte auch die Sowjetunion. Wieso erwähne ich das speziell? Weil Stalin wesentlich dazu beigetragen hatte, dass Hitler dermassen erfolgreich im Westen vorrücken konnte. Die beiden Despoten schlossen 1939 einen Nichtangriffspakt und das hielt den Deutschen und ihren Verbündeten den Rücken frei. Die Idee war klar: die beiden Autokraten wollten die Welt, zumindest einmal Europa, aufteilen in eine faschistische/nationalsozialistische Diktatur und in eine kommunistische. Wie wohl hätten wir seither gelebt statt in den freiesten aller Welten? Erst als Hitler Russland überfiel, bemerkte Stalin seinen kapitalen Fehler und war fortan auf die Hilfe Amerikas angewiesen. Dieses unterstützte die Sowjetunion massiv gegen die Nazis mit Waffen, Logistik, Nahrungsmitteln.
Wie kennen die Geschichte. Am 6. Juni 1944, am sogenannten D-Day, begannen die Amerikaner selber ihre militärischen Operationen und griffen in den Krieg ein in Europa. Konkret landeten die amerikanischen Truppen in der Normandie und die lange geplante Eröffnung einer Westfront als zweite Front der Anti-Hitler Koalition startete. Am Schluss erfolgreich. Aber mit einem riesigen Blutzoll. Davon zeugen die riesigen Friedhöfe in der Normandie, aber auch in Nord-und Mittelitalien. Auf den Kreuzen stehen die Namen der amerikanischen Soldaten und ihre Lebensspanne. Die jüngsten zählten 18 Jahre. Man kann es drehen und wenden, wie man es will, aber sie gaben ihr Leben für die Freiheit Europas. Sie gehören zu denen, welchen wir unsere in der Weltgeschichte noch nie gesehenen Freiheit verdanken. Und das ist kein Pathos.
Die Schweiz hatte gleich zweifach Glück, nämlich erstens, dass die alliierten Streitkräfte Europa von der Nazidiktatur befreiten, und zweitens, aufgrund der geografischen Lage, indem unser Land nicht unter den Herrschaftsbereich der einzigen Siegermacht fiel, die ihre „befreiten“ Gebiete gleich der nächsten Diktatur unterwarfen, eine ebenso schreckliche wie die Nazidikatur. Wir wissen alle, wieviele Menschen in den Stalinlagern starben.
Die Bundesfeiern meiner Jugend waren denn auch geprägt vom Thema Freiheit. Ich sagte jeweils zu Hause, pubertierend und genervt: «Jetzt haben wir es dann langsam gehört mit dieser Freiheit.» Und als hätte ich es gewusst, fiel 1989 die Mauer und Francis Fukuyama rief das Ende der Geschichte aus. Der Liberalismus und die Selbstbestimmtheit hatten gesiegt. Wozu eine Armee? «Die Zeit der Panzerschlachten sind definitiv vorbei.» Das wussten vor allem die «Sicherheitsexperten» der GSoA. Die neuen Bedrohungen seien ausschliesslich andere. Cyber und so weiter…

Ende Februar 2022 hat Russland diese Gewissheiten unwiderlegbar über den Haufen geworfen und ist erneut in ein unabhängiges freies europäisches Land eingefallen mit Panzern, Drohnen, Minen, Kampfflugzeugen und Raketen. Also mit Waffen, nicht Wattebällen! Dies an jene gerichtet, die der Ukraine aus pazifistischen Gründen nahelegen, zu verhandeln die Weitergabe bereits gelieferter Munition verweigern zur Unterstützung. Waffen bringen keinen Frieden. Das ist zynisch.

Seit Februar 2022 richtet Russland in der Ukraine eine unfassbare Zerstörung an bei völliger Missachtung des Völkerrechts und der Menschenrechte. Als Kind des Kalten Krieges, welches eine Mauer quer durch Europa erlebte – wer vom Osten in den Westen flüchten wollte, wurde daran erschossen – bin ich entsetzt, über die neuerliche Attacke eines Stalinerben, auf ein freies Land in Europa.

Seit Ende Februar 2022 kämpfen die Menschen in der Ukraine um diejenige Freiheit, die wir am 1. August für uns als selbstverständlich monieren. Schillers Pathos für die Freiheit, «lieber den Tod, als in der Knechtschaft leben», ist in der Ukraine nicht abstrakt, sondern bittere Wirklichkeit. Auch Bob Marley Satz: „Es ist besser, im Kampf um Freiheit zu sterben, als sein ganzes Leben ein Gefangener zu sein.“ steht realitätswirklich im Raum. Wer also für die Ukraine diese Freiheit in Frage stellt, soll bitte überlegen, was am Anspruch der Schweiz darauf denn legitimer ist. Dies wiederum an Kräfte des freien Westens gerichtet, welche der Ukraine den Frieden nahe legen, insofern, als dass man ihr sagt, sie müsse Russland nachgeben. Können sich diejenigen, welche das tun und ein Leben lang Freiheit erfuhren, vorstellen, wie es ist unter russischer Diktatur zu leben.

Ich wünsche mir eine Schweiz, die ihre Freiheit und Unabhängigkeit bewahren kann. Dies im Bewusstsein, dass beides keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern Errungenschaften, die unser Land nicht lediglich sich selbst, sondern vor allem auch anderen verdankt. Die jüngere Geschichte Europas hat gezeigt, wie verletzlich Demokratien sind und welchen Einsatz es brauchte und braucht, dass wir seit bald 80 Jahren in noch nie dagewesener Freiheit und Selbstbestimmtheit leben konnten. Der Einsatz der Alliierten gegen Hitlerdeutschland hat die Schweiz 1945 davor bewahrt, so wie sozusagen alle europäischen Länder vor ihr, unter die Nazidiktaur zu fallen. Die Neutralität alleine – wie auch immer die Schweiz diese auslegte und später auch schmerzhaft aufarbeiten musste – hätte sie nicht geschützt. Sonst hätte es keine Abwehrdispositive gebraucht, die mit dem Angriff der Achsenmächte rechneten. Eine davon war die vordringliche Verteidigung des Alpenraumes mit vorgeschobenen Stellungen im Mittelland und im Jura, um diese Gebiete nicht völlig sich selbst zu überlassen. Wer Zweitwohnungen in der Innerschweiz hatte, praktizierte den Umzug.

Die Schweiz, die ihre Freiheit dem Schutzwall anderer verdankt, gehört zur westlichen Werte- und Sicherheitsarchitektur. Wir wären bei einem Angriff nicht in der Lage, uns zu verteidigen ohne die Hilfe von anderen.
Damit meine ich nicht, dass wir unsere Neutralität aufgeben sollten und die guten Dienste. Und unser Konzept, wir greifen niemanden an, wehren uns jedoch bei einem Angriff, wäre eigentlich das grösste Friedenskonzept dieser Welt, würden sich alle daran halten. Doch wenn Neutralität so verstanden wird, dass sie Recht und Unrecht gleichsetzt, widerspricht sie der Rolle und dem Ansehen der Schweiz in der internationalen Gemeinschaft. Dieser neuerliche Krieg in Europa ist ein Krieg zwischen Demokratie und Freiheit. Der Freiheit gegenüber kann man nicht neutral sein. Und unsere Armee, das wissen wir alle, war damals nicht und wäre auch heute nicht in der Lage, einen Abwehrkampf alleine zu führen. Ausserdem wären wir bei einem Angriff auch nicht geschützt, wir gehören der NATO nicht an. Das heisst also nichts anderes, als dass wir zumindest die Zusammenarbeit mit dem westlichen Verteidigungsbündnis suchen müssen und uns solidarisch zeigen mit denjenigen, welche unsere sensiblen demokratischen Werte verteidigen.
Wir dürfen die Rückwärtsbewegungen zu Diktaturen nicht tolerieren. Mögen Demokratie und Freiheit im neuen Krieg in Europa siegen. Möge ein guter Stern über unserem freien Land stehen. Und ein Segen. Möge ein guter Stern über allen stehen, die diese Freiheit, bewahren. Es ist auch die unsrige. Solidarität ist der Preis für die Freiheit. Ein Schweizer Spezialabonnement auf Freiheit ohne Solidarität gibt es nicht.
Es lebe der Zusammenhalt. Es leben die Schweizerischen Werte: Freiheit. Solidarität. Verantwortung. Ich danke Ihnen.

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