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1. August 2022 – Rede Grossrat René Huber

2. August 2022

Es isch en Ehr und grossi Freud für mich, hüt do bi Ihne in Lengnau en Festasproch zum Bundesfiertig dörfe z’ha. Einersits wäge dem wunderbare Dorfplatz do im Zentrum vo Lengnau. Insbesondere aber dorum, will ich sit über drü Johrzähnt en spezielli Beziehig mit viele schöne Erinnerige zu ihrem schöne Dorf im obere Surbtal han. Im Oktober 1989 han ich rund 1,5 Johr nach em Abschluss vo minere kaufmännische Usbildig als junge Bruefsma Chance übercho, min bruefliche Werdegang als Gmeindschrieber-Stellvertreter bi de Gmeind Lengnau z’starte. Die vier sehr schöne und lehrriche Johr in Lengnau händ mich prägt und ufem wietere Weg bi mine Gmeinschrieberstatione in Siglistorf und Bad Zurzach, aber au jetzt als Direktor vom Spital Lüggere stets begleitet. Sit all den viele Johre dörf ich hüt no persönlichi Kontäkt zu verschiedene Lengnauerinne und Lengnauer pflege. Dorum chum ich immer wieder gern zu Ihne is Surbtal, ganz speziell aber hüt zum Geburtstag vo Eusere Schwyz. Eigentlich hät ich vor zwei Johr scho sölle do stoh und de Geburtstag vo de Schwiiz mit Ihne fiere. Aber Corona lässt grüssen. Umso meh freut’s mich, dass es jetzt klappet.

Corona hät eus alli, aber speziell au euses Zurzibieter Spital in Lüggere massiv prägt. Und leider isch es noni verbie, mir händ scho wieder gwüssi Schutzmassnahme im Spital müesse ifüehre. Ich möcht aber hüt ned über Corona rede, das Thema wird nach wie vor kontrovers diskutiert und beschäftigt eus alli scho viel z’lang. Ich möcht au ned de für alli unverständlich und schlimmi Agriffschrieg gege Ukraine in Mittelpunkt stelle. Vielmeh möcht ich Ihne es paar Gedanke zu eusere Heimat mit uf de Weg geh. Grad die herrschend geopolitisch Weltlag mit de entsprechende Uswürkige uf eus alli setti eus vor Auge füehre, was Heimat bedütet und wie wichtig es isch, eusne Grundwert Sorg z’träge und en Heimat dörfe z’ha. Viellecht chönd sie mini Gedanke dodrüber aber au es Stuck wiet in Verbindig setze mit ihrne persönliche Erläbnis oder Gedanke über die weltwieti Pandemie und de unsäglichi Chrieg, wo ned so wiet weg vo eus stattfindet.

Aber, was isch dänn Heimat eigentlich? De heilig Augustin hät sich emol d’Frog, was dänn Zyt isch, wie folgt sälber beantwortet: „Ich glaub, ich weiss es, so lang mich niemert frogt. Aber sobald mich öpper froget und ichs will erkläre, weiss ich’s nüme“. Ich chan mir vorstelle, dass es de meiste Mänsche glich würdi goh, wenn’s de Begriff „Heimat“ müesstet erkläre. Mir alli händ unbewusst en Vorstellig vo Heimat, hättet aber Müeh, de Usdruck z’definiere.

Gemäss em Duden isch Heimat det, wo öpper dehei isch, also s’Land, de Landesteil oder de Ort, i dem mer gebore resp. ufgwachse isch oder sin ständige Wohnsitz hät und sich geborge fühlt. De Duden seit au, dass s’Wort Heimat oft agwändet wird, um en bsonders gfühlsbetonti Stimmig uszdrucke. Heimat wird also einersits uf en Ort igrenzt. Zäme mit de Geborgeheit, wo mer a dem Ort muess erläbe, um Heimat z’erfahre, dütet die Definition die emotionale und soziale Komponente vo Heimat a. Und grad die sozial Vernetzig isches, wo für vieli Mänsche en wichtige Teil vo Heimat usmacht.

Einigi säged sogar, dass s’Heimatgfühl ned an en Ort bunde isch, sondern a Beziehige zu Mänsche und konkrete Läbensbedingige. Es git also kei allgemeingültigi Definition für Heimat. Es hät mit Verbundeheit z’tue, wo durch Traditione, spezifische Lebensbedingige und prägende Erfahrige entstönd und meistens bereits i de Chindheit afanged. Die positive Erinnerige a d’Erlebnis i de Heimat vermittlet en Orientierigs- und Wertmassstab für alli spötere soziale Erfahrige und Zueghörigkeite. I Zyte vo wirtschaftliche, aber au persönlich und sozial miterlebte Krise und Umbruchsituatione, wie mir sie sit einiger Ziit müend erläbe, git die heimatlichi Verbundeheit es Gfühl vo Stabilisierig. Heimat bedütet also au Sicherheit und Schutz, bütet Orientierigshilf, mer weiss wie Gsellschaft funktioniert und mir chan vertraue ha uf gwüssi Reaktione.

Uf d’Frog, was dänn Heimat isch, würd ich also wie folgt antworte: En Heimat ha und sich wohl fühle isch: Vertrautheit, Sicherheit, Kommunikation, Familie, Fründe und Bekannti. Aber au en intakti Gmeind mit eme rege gsellschaftliche Läbe, wie Sie i Ihrere Gmeind vorbildlich läbed. Dodrus enstoht es Zämeghörigkeitsgfühl, wo nur Sie sich allei als Gmeinschaft chönd erschaffe. Das isch ihre eigeni Verdienst, und dodruf dörfed Sie, liebi Lengnauerinne und Lengnauer, stolz sie.

Heimat dörf aber ned nur Folklore sie, sich in Fahne, Hymne und Rakete erschöpfe, sich ned nur uf die Begriff Geburtsland, Herkunftsland und Vaterland reduziere oder eifach nur de Gegesatz zum Usland sie. Heimat isch natürlich all das, aber au no meh, nämlich es Gschänk. Es Gschänk, wo sehr wertvoll isch, so wertvoll, dass mir ned verschwenderisch mit ihre dörfet umgoh und ufpasse müend, wem mirs abütet. Heimat isch det, wo mer dehei isch und mer sich wohl fühlt. Und das Gschänk sölled nur die Mensche übercho, wo sich mit de heimatliche Brüch und Traditione identifiziered und die au läbed.

Heimat isch aber au Vertraue ha und geh. Leider ghört mer immer wieder vo Missbruch z.B. durch d’Usnutzig vo Eusem einzigartige Sozial- und Gsundheitssystem, wo mir resp. Eusi Vorfahre mit gröschter Wietsichtigkeit ufbaut händ. Das führt leider dezue, dass eusi Vertrautheit teilwies – und mängisch au zu Recht – gschmäleret wird.

Müend mir jetzt immer uf de Huet sie und chönd niemertem meh traue? Vertrautheit isch en Aspekt vo Heimat. Das dörf jo ned sie, dass eus also es Stuck Heimat entzoge wird. Dorum bin ich überzügt, dass mir trotz immer wieder uftauchende Missbrüch müend Vertraue ha zunenand. Wänn mir alli en persönlichi Statistik würdet füehre, würd s’gschänkte Vertraue vermuetlich bi allne dütlich uf de positive Siete ligge.

Vertraue ha heisst aber au, Verantwortig träge. I mim bruefliche Alltag als Spitaldirektor oder au im politische Umfeld als Grossrot chum ich täglich in Berüehrig mit Mänsche, wo unterschiedlichi Charaktere händ, verschiedensti Problem bis tragischi Schicksal erläbt händ, aber au hocherfreuti Erläbnis dörfed gnüsse. Das goht sicher au Ihne so und zämegfasst chönt mir dem säge, dass mir eus täglich zmitzt inere diametrale Gsellschaft befindet. Und die veränderet sich dur eusi persönliche Bedürfnis aber au us Gründ wie z.B. wirtschaftliche Erfolgszwang, finanzpolitische Druck, Uswürkige vo de Pandemie und em Chrieg, usw. laufend.

A dere Stell möcht ich churz politisch, oder besser gseit gsunheitspolitisch werde. De Grund, werum insbesondere s’Gsundheitswese immer wieder massiv unter Druck chunt, sind die laufend stiegende Chöschte. Immer wieder chamer de Press entneh, wie selbsternännti Gsundheitsprophete gebetsmühleartig prediget, dass mer Gsundheitschöschte nur chan sänke, wenn mir Spitäler schlüsst. Und notabene dänkt mer dodebi insbesondere a Regionalspitäler.

Die Mär wird au dur ständigs wiederhole ned wohr. Am Biespiel vo eusem Spital Lüggere chan ich ihne bestätige, dass jede stationäri Fall bi eus sowohl für de Staat, also eus Stürezahler, wie au für Krankekasse, also wiederum eus als Prämienzahler, günstiger isch als i jedem andere Aargauer Spital. Warum isch das so? Sit 2012, also mit Inkrafttrete vo de neue Spitalfinanzierig, werdet die stationäre Fäll mitere Fallpauschale entschädigt. Die wird jewiels zwüsched de Krankekasse und de einzelne Spitäler verhandlet und vom Kanton schlussendlich gnehmigt. Und sit de Iführig im 2012 hät s’Spital Lüggere de tüfsti Tarif im Aargau. Das hät insbesondere dodemit z’tue, dass mir ufgrund vo eusere sehr schlanke Organisation Kosteneffizient sind. Und die usgwiesne Chöste sind bi de Priesverhandlige matschentscheidend. Also wänn mer jetzt s’Gfühl hät, mir müess die chostegünstigere Spitäler no schlüsse, wie sölled dänn Gsamtchöschte im Gsundheitwese gsenkt werde? Weniger Spitalufenthält wird’s chum geh, sondern eifach en Verlagerig i die grössere Spitäler mit höchere Fallpauschale oder sogar i usserkantonali Spitäler, wo de Aargau genau glich zur Kasse bette wird, aber ned chan mitrede. Mir würded also dodemit en beachtlichi Wertschöpfig für euse Kanton eifach in en andere Kanton verschenke.

De Schade, wo mir aber mitere Schlüssig vome Regionalspital arichtet, isch um einiges grösser. Grad Corona-Pandemie hät zeigt, wie wichtig en regionali Grundversorgig isch und wie guet Zämearbet ide Spitäler und au unter de Spitäler im Kanton Aargau funktioniert. Dank de gläbte Solidarität unterem Personal und em unermüedliche Isatz unter teilwies schwerste Bedingige händ mir au während de Höhepunkt vo dene verschiedene Corona-Welle de Betrieb und somit Versorgig vo eusne Patiente im Spital und Bewohnende im Pflegeheim stets chöne sicherstelle. Euses Personal hät hervorragendes gleistet und verdient min höchste Respekt und gröschti Achtig. Aber au die gläbti Vernetzig im Gsundheitswese isch en Schlüsselfaktor für alli Beteiligte. Kooperatione in verschiedene Beriche werdet immer wichtiger. Im Fall vom Spital Lüggere hät die langjährigi Zämearbeit mit em Kantonsspital Bade dezue gführt, dass mir ab September gmeinsam es Institut für Radiologie am Spital Lüggere werdet betriebe. Mit dem neue Agebot chönd mir für Eusi Region wohnortsnah en immer wichtiger werdendi Diagnostik mit CT, MRI, Mammographie und Chnochedichtmessige abüte.

Es Spital erbringt für en Region aber au en sehr grossi Wertschöpfig. Grad für en Landregion wie s’Zurzibiet isch so en Institution sehr wichtig. S’Spital Lüggere beschäftigt rund 400 Mitarbeitendi, wovo über 50% im Zurzibiet, 40% i de agrenzende Regionen und 10% in Dütschland wohnhaft sind. Die Mitarbeiter verstüred ihres Ikomme also i eusne Gmeinde. Zudem verbliebed jährlich rund 60% oder in Franke usdruckt über 13 Mio. vo eusne Sachchöste im Kanton Aargau, womit mir eusne KMU-Betrieb en namhafte Betrag jährlich zuecho lönd. Das wiederum erhaltet und schafft au Arbeitsplätz i eusere Region. Und es Spital in unmittelbarer Wohnnöchi git de Bevölkerig au Sicherheit und gwährt en schnellstmöglichi medizinischi Grundversorgig, was wiederum zu Geborgenheit und heimatliche Gfühl bitreit.

Nach dem gsundheitspolitische Abschweifer möcht ich wieder zrugg cho zum Thema Verantwortig träge oder anders gseit Zügel i de Händ bhalte. Nur dänn chöned mir eusi Heimat au bewahre. Da s’gsellschaftliche Läbe und es intakts Umfeld en sehr wesentliche Faktor fürs persönliche heimatliche Wohlbefinde isch, müend mir das pflege und eus entsprechend defür isetze. Das heisst, jede vo Eus isch Mitverantwortlich, Heimat z’schaffe, sig das durch eusi Teilnahm am gsellschaftliche Läbe, durch es persönlichs Engagement für d’Oeffentlichkeit und insbesondere au, euse Wille kundztue und bereit sie, defür z’kämpfe.

Händ Sie emol Ihres persönliche Hus baue, machts viel meh Lebensfreud, wänn Sie mit verschiedene Farbe und Irichtigsgegeständ Ihres Heimetli usstattet. Erst dänn fühlt mer sich wohl und geborgen. Dodemit möcht ich Ihne eigentlich säge, dass z.B. nur s’usüebe vom Bruef oder s’erfülle vo es paar persönliche Bedürfnis s’Läbe ned chan berichere, sondern dass es dodezue en persönlichi gsellschaftlichi Ibettig brucht. Grad die sozial Vernetzig isches, wo für vieli Mänsche en wichtige Teil vom sich wohlfühle usmacht.

Damit das alles aber chan erfüllt werde, bruchts Mänsche dezue. Es brucht Eus alli, wo Ihrere Gmeind und de ganze Region Sorg träged und sich engagieret für d’Allgemeinheit. Und genau do stell ich fest, dass es immer weniger Lüt git, wo sich i ihrere Freizyt für irgend es Amt, en Funktion oder eifach ere Hilfestellig zumene Bitrag für d’Allgemeinheit oder imene Verein zur Verfüegig stelled. Und genau die Freiwilligearbet isch de Lebensnärv vonere lebenswerte Gsellschaft.

Näbst dem, dass mer mit Glichgsinnte en Teil vo de Freizyt chan aktiv gestalte und erst no en Bietrag fürs gsellschaftliche Läbe leistet, chan en Freiwilligearbeit als Gratisagebot für en läbenslangi Wieterbildig, oder ich chönt au säge für en umfassendi Läbenserfahrig, büte. Das säg ich ned eifach so. Die Erfahrig han ich scho in verschiedene Funktione dörfe mache. Bi jedem Amt wo ich i minere Freizyt usgüebt han, han ich en breitgfächereti Wieterbildig übercho, und das notabene ohni stundelangs Lerne am Schriebtisch, sondern verbunde mit Tate, Handlige, Gspröch, Organisatione, handwerkliche Tätigkeite usw. Und s’schöne dra isch, dass mer debi no riecher wird, nämlich riecher an Läbenserfahrig, und die isch bekanntlich ned zahlbar, sondern nur erlebbar.

A dere Stell möcht ich Ihne es Sprichwort vom Konfuzius zitiere:

“Säg mer’s und ich vergisses – Zeig mer’s und ich erinnere mich – Zieh mich mit i und ich verstohs”.

Ich wünsche mir, dass sich d’Mänsche und vor allem eusi Jugend wieterhin mit ibezieh lönd und Bereitschaft zeiged, sich i eusem rüehmliche Milizsystem z’engagiere. Grad will d’Mobilität vo jedem einzelne und Zentralisierig im Allgemeine in grosse Schritte vorwärts goht, bin ich überzügt, dass jede vo eus vermehrt en Basis brucht, ebe en Heimat, wo er sich wohl, geborge und ufghobe fühlt.

En wichtige Teil vo dere Basis isch eusi vertrauti Region. Mir händ en einmaligi Landschaft, wo sinersglieche suecht, en unheimlich schöni Natur, differenzierti Erholigsmöglichkeite, wunderschöni Wohnlage und es guets Mass a Gwerb, Industrie und dodemit Arbeitsplätz. Ich bin überzügt, dass jedi Region es Zentrum brucht, aber zum es starchs Zentrum chöne sie, bruchts au en starchi Region. Dorum müend mir gmeinsam die Froge vo de politische Gmeindsgrenze, de umfassende Gsundheitsversorgig, em Agebot i de Langzytpfleg usw. löse, ganz nach em Motto „geben und nehmen“. Miteme Gartehagdänke chömed mir ned zum Ziel. Es brucht en Kompromissbereitschaft vo allne Beteiligte, damit s’Beschti für alli chan erreicht werde. Die Theme sind für Zuekunft vo eusere läbenswerte schöne Region vo entscheidender Bedütig. Ich bin überzügt, dass mir gmeinsam das schaffed und eusi Region en erfolgrichi Zuekunft chan ha. Mir müend enand aber Vertraue schänke, Toleranz zeige, als Vorbild vorus goh, Verständnis ha und Verantwortig überneh. Nur dänn chöned mir eusne Nachkomme en attraktivi Heimat vererbe.

Vor einige Johr han ich folgends Motto festghalte: „Zusammenwachsen – zusammen wachsen“. Das Motto begleitet mich sither und ich han das i verschiedene Situatione immer wieder brucht. Für mich isches je länger je aktueller, dänn grad mir i eusere Landregion müend vermehrt zäme stoh, damit mer gegeüber de starche Zentrum chönd eigenständig bestoh bliebe. Mir chan das Motto uf die vorher agsprochni regionali Zämeghörigkeit wie au uf eus Mänsche allgemein awände.

Ich glaube dra, dass mir dur d’Awändig vo dem Motto en Schritt wieterchömed und eusi Heimatgfühl stärked.

De Willy Brandt hät emol gseit:

„Der Erfolg des Ganzen wächst aus der Verantwortung jedes einzelnen.“

Im Sinn vo dem Zitat isch min abschlüssende Wunsch a Sie, dass mir alli zäme Vorbild sind, Verantwortig träged, Verständnis und Vertraue händ sowie Toleranz zeiget.

Ich wünsche Ihne alles Gueti, viel Glück, Freud und Gsundheit und natürlich, dass Sie sich wieterhin wohl fühled i Ihrere Heimat und dodezue Ihre persönlichi Bietrag leistet. Für Ihri Ufmerksamkeit dank ich Ihne bestens.

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