Unsere Website ist nicht für deine Browserversion optimiert.

Seite trotzdem ansehen

1. August 2022 – Grossrätin Edith Saner

1. August 2022

Es freut mich sehr, zum Nationalfeiertag hier bei Ihnen zu sein und ein paar Worte zu sagen. Ich danke dem Geschäftsleiter Thomas Rohrer und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Organisation dieser Feier und das Dasein. Ebenfalls bedanke ich mich beim Alphornduo timorosso für die musikalische Umrahmung. Musikklänge, die für mich zur Kultur unseres Landes gehören und somit bestens zu der 1. August-Feier passen.

Zum heutigen Nationalfeiertag habe ich mir überlegt, wie Sie, liebe Pensionärinnen und Pensionäre diesen Tag als Kind erlebt haben. Vor 80 Jahren war die Zeit geprägt durch den Krieg in Europa. In dieser Zeit betrieb die SRK-Kinderhilfe im Schloss La Hille in Südfrankreich ein Heim für über 80 jüdische Waisenkinder. Das Heim wurde von einer 30-jährigen Krankenschwester (Berufsbezeichnung von damals für Dipl. Pflegefachfrau) aus dem Kanton Glarus geleitet. Sie und weitere Helferinnen setzten sich für die Flucht der Kinder in die Schweiz ein. Kein einfaches Unterfangen, da die Schweiz zurückhaltend mit der Aufnahme von Flüchtlingen war und diese zum Teil an der Grenze abwies. Es gab damals Stimmen, die sagten, aus Neutralitätsgründen müsse man vorsichtig sein mit der Aufnahme von Flüchtlingen.

Der Nationalfeiertag 1942 war beschattet durch den Krieg mit all seinen Auswirkungen. Es gab eine Verknappung der Rohstoffe, von Mineralöl, Nahrungsmitteln und Artikeln in der Textilbranche. Rationierungen betrafen viele Haushalte in der Schweiz.
Und neben Angst und grosser Verunsicherung, wie sich der Krieg weiter entwickeln würde, diskutierte man unter anderem über die Neutralität der Schweiz und die Solidarität.

Ich erzähle Ihnen dies, weil viele von Ihnen als Kind das erlebt haben, was uns aktuell heute, am Nationalfeiertag 2022 auch wieder beschäftigt. Täglich erreichen uns Nachrichten aus dem Kriegsgebiet der Ukraine und viele Menschen, vor allem Frauen und Kinder sind auf der Flucht.
Wie vor 80 Jahren ringt man mit der Neutralität der Schweiz und wie vor 80 Jahren setzt man sich mit dem Begriff Solidarität auseinander. Solidarität heisst, dass man sich hilft, füreinander da ist und den gegenseitigen Zusammenhalt fördert. Und wie vor 80 Jahren wird uns bewusst, in welcher Abhängigkeit die Länder in Europa sind, wenn es z.B. um Strom- und Gasbeschaffung aber auch Lebensmittel geht.

Wir feiern dieses Jahr den Nationalfeiertag mit dem Bewusstsein, dass Krieg in Europa ist und viele Menschen ihre Heimat verlassen haben, verlassen mussten und in der Schweiz aufgenommen wurden. Die Solidarität ist gross und die Vorgaben der Aufnahme von Seite Bund und Kantone unkompliziert.
Wir setzen uns am 1. August mit Traditionen und heimatlichen Gefühlen auseinander. Und gleichzeitig beherbergen wir zurzeit Frauen und Kinder aus der Ukraine, die ihre Familie und ihre Heimat vermissen. Ein Krieg, bei dem nicht nur Menschen zum Opfer fallen, sondern Landschaften und Kulturgüter vernichtet werden, – ein Geschehen, das in der heutigen Zeit unfassbar ist.

Sie, liebe Pensionärinnen und Pensionäre, ahnen und wissen in der Zwischenzeit, dass sich in der Geschichte der Menschheit vieles wiederholt. Seuchenähnliche Krankheiten mit vielen Einschränkungen, Kriege, Naturkatastrophen. Sie wissen auch, dass man immer wieder nach vorne schauen muss und die Hoffnung nicht verlieren darf. Und Sie wissen, dass man trotz Krisen die Fähigkeit nicht verlieren darf, fröhlich zu sein und ab und zu Feste zu feiern.

Dieses Jahr ist es mir persönlich besonders wichtig, vielen Schweizerinnen und Schweizern für ihre grosse Solidarität gegenüber den Flüchtlingen aus der Ukraine zu danken. Wir geben ihnen mit dem Aufenthalt in unserem Land Sicherheit, etwas Stabilität und vielleicht auch vorübergehende heimatliche Gefühle.

«Menschen zu helfen, mag nicht die ganze Welt verändern, aber es kann die Welt für diese Menschen ändern.»

Ein Gedanke aus unbekannter Quelle, der mich sehr berührt hat.

«Menschen zu helfen, mag nicht die ganze Welt verändern, aber es kann die Welt für diese Menschen ändern.»

Ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie trotz den vielen Krisen und Herausforderungen, die Sie in den vergangenen 80 bis 90 Jahren erlebten, immer wieder vorwärtsgeschaut und unser Land mitgestaltet haben. Ich danke Ihnen, dass Sie immer wieder den Mut hatten, anderen Menschen, die in der Not waren, zu helfen. Ich bin überzeugt, dass Sie vielen Stürmen stand-gehalten und viel geleistet haben.
Sie dürfen heute mit Stolz unseren Nationalfeiertag geniessen und sich verwöhnen lassen.

Ich wünsche Ihnen eine wunderbare 1.August-Feier und später eine gute und erholsame Nachtruhe.

Edith Saner, Verwaltungsratspräsidentin Alterszentrum am Buechberg AG und Grossrätin Die Mitte

Engagiere dich